Alessandra Benedetti, Leiterin für digitale Transformation und Unternehmensumstrukturierung bei der Scm Group, analysiert die wichtigsten Chancen, die sich durch die digitale Transformation eröffnen - und welche neuen Prioritäten sich daraus sowohl für die internen Prozesse als auch für die Kundenbeziehungen der Gruppe ergeben.
Künstliche Intelligenz ist heute ein zentrales Thema jeder Industriepolitik. Wie geht man mit einem so allgegenwärtigen Thema in einem so strukturierten Produktionsumfeld wie dem der Scm Group um? Für Alessandra Benedetti markiert KI einen tiefgreifenden Wendepunkt: „Es ist eine außergewöhnliche Technologie – einzigartig in ihrer Wirkung. KI kann nicht nur Prozesse neu definieren, sondern das gesamte Verständnis von Wertschöpfung in Frage stellen. Es geht also nicht nur um technische Weiterentwicklung, sondern um einen umfassenden kulturellen und strategischen Wandel.“
Worauf stützt sich dieser Wandel innerhalb der Scm Group?
„Unsere Transformationsreise verläuft entlang zweier Hauptachsen. Erstens geht es darum, die Beziehung zum Kunden neu zu denken. Ein exzellentes Produkt allein reicht nicht mehr aus – es muss durch intelligente Services ergänzt werden, die über die Maschine hinaus einen echten Mehrwert für die gesamte Wertschöpfungskette des Kunden bieten. Zweitens digitalisieren wir unsere internen Prozesse umfassend, um Veränderungen zu ermöglichen und zu beschleunigen.“
Wie würden Sie die Komplexität beschreiben, die mit der Einführung von KI einhergeht?
„Der Einsatz von KI bringt Veränderungen auf mindestens vier Ebenen mit sich:
Sie sprechen in diesem Zusammenhang von einem „kontinuierlichen Verflechtungsprozess“. Was meinen Sie damit?
„Ich meine damit, dass die Einführung von KI nicht nur eine technologische Frage ist. Es ist ein Prozess, der neue Verbindungen zwischen Daten, Menschen, Organisationsstrukturen und strategischen Visionen erfordert. Der Gartner-Bericht zeigt, dass die meisten GenAI-Projekte nach einem erfolgreichen Proof of Concept (POC) aufgegeben werden, wobei das Problem oft nicht in der Technologie selbst liegt, sondern vielmehr in dem Fehlen eines Umfelds, in dem sie effektiv skaliert werden kann.“
Was ist also der richtige Ausgangspunkt für KI-Projekte?
„Immer der Kunde. Jede KI-Initiative sollte mit einem konkreten Anwendungsfall beginnen, bei dem klar definierte Geschäftsziele im Mittelpunkt stehen.“
Aus technischer Sicht scheint das Datenmanagement eine Schlüsselrolle zu spielen.
„Absolut. KI ist im Kern ein Datenthema. Daten sind Ausgangspunkt und Alleinstellungsmerkmal zugleich. In vielen Unternehmen ist der Umgang mit Daten aber noch fragmentiert, transaktional, wenig nutzerzentriert. Wir brauchen einen Paradigmenwechsel: Daten sollten als strategische Produktionsressource verstanden werden – zentral gesteuert, aber dezentral zugänglich.“
Welche Rolle spielen Kompetenzen und Mitarbeiter in diesem Wandel?
„Wir müssen den Fokus von Kontrolle und Effizienz auf Potenzialentfaltung und Partizipation verlagern. Der ‘Future of Jobs Report’ des Weltwirtschaftsforums nennt Kompetenzen wie analytisches Denken, Kreativität, Resilienz, Leadership und die Fähigkeit, zuzuhören und die richtigen Fragen zu stellen. Es ist Zeit für neue, integrative Führungsmodelle, die Potenziale auf breiter Basis aktivieren.“
Wie verändert sich in diesem Zusammenhang die Rolle von Partnerschaften?
„Unternehmen können heute nicht mehr als geschlossene Systeme agieren. Wenn wir Daten mit anderen Akteuren in der Wertschöpfungskette teilen – zum Beispiel mit Zulieferern – können wir integrierte Lösungen schaffen. Dazu braucht es einen gemeinsamen Datenfluss, auf den dann spezifisches Know-how angewendet werden kann, um …“
''Heutzutage reicht es nicht mehr aus, ein erstklassiges Produkt anzubieten. Es braucht smarte Services, die echten Mehrwert für die Wertschöpfungskette unserer Kunden schaffen.”